Das Projekt: Gemeinsame Online-Erschließung
der Juden- und Dissidentenregister
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Foto: Unterzeichnung des Kooperationsvertrags am 7.2.2017 im Landesarchiv in Detmold, von links: Wolfgang Bockhorst (WGGF), Marie-Luise Carl (CompGen) und Frank Bischoff (Landesarchiv NRW). Foto: M. Schultes, Landesarchiv NRW
In den Juden- und Dissidentenregistern wurden in der preußischen Provinz Westfalen ab 1815 bis zur Einführung der Standesamtsregister 1874 die Geburten, Heiraten und Todesfälle der Juden und anderer außerhalb der Amtskirchen stehenden Personen dokmentiert. Im Fürstentum Lippe führte man bereits seit 1809 Judenregister. Die Register sind in der Abteilung Detmold des Landesarchivs NRW für das gesamte Gebiet fast vollständig erhalten, eine in dieser geographischen Dimension einmalige Quellensituation in Deutschland.
Auf dem 7. Westfälischen Genealogentag am 18. März 2017 war es soweit: Nach längerer Vorbereitungszeit konnte das Projekt JuWeL zur Online-Erfassung der Juden- und Dissidentenregister aus Westfalen-Lippe freigeschaltet werden. Nun ging es darum, zu jedem Eintrag der Originalquelle eine Indexkarte anzulegen, so dass die Einträge leichter recherchierbar werden. Möglich wurde dieses Projekt durch eine Kooperation von drei Projektpartnern:
Die Tiefenerschließung der westfälischen Juden- und Dissidentenregister soll nicht nur den Nachkommen und Angehörigen weltweit die private Familienforschung erleichtern, sie ist auch für die Landes- und Ortsgeschichte bedeutsam. Dementsprechend vielfältig sind die Motivationen der freiwilligen Teilnehmer, die bereits mit der Erfassung begonnen haben. Jeder Interessierte kann sich auf der Projektseite anmelden und beteiligen, wobei er entweder einen bestimmten Ort ansteuern oder sich vom System einfach die nächste noch unbearbeitete Seite vorlegen lassen kann. Einzige Voraussetzung ist eine gewisse Erfahrung mit dem Lesen alter Handschriften, die für Familien- und Heimatforscher aber ohnehin unabdingbar ist.
Als Administratoren begleiten Thomas Dickel und David Merschjohann die Projektteilnehmer.
Am 30.04.2018 um 10:35 Uhr erfasste Frau Birgit Casper, eine besonders fleißige Erfasserin, den 50.000. Datensatz im Projekt JuWeL: Der Lederhändler David Northeim aus Werl wurde am 13.03.1863 Vater: Weblink. Volker Hirsch vom Landesarchiv dankte im Namen der Projektpartner Frau Casper wie auch allen anderen ehrenamtlichen Helfern für ihre eindrucksvoll ehrenamtliche Arbeit, ohne die das Projekt zum Scheitern verurteilt gewesen wäre!
Unter den erfassten Personen finden sich auch bekannte Persönlichkeiten, zum Beispiel Philipp Rosenthal, der 1855 als Sohn des Porzellanhändlers Abraham Rosenthal in Werl geboren wurde und in Selb (Bayern) die später weltweit bekannte Porzellan-Manufaktur gründete (Wikipedia), der Eintrag auf den Projektseiten: Weblink. Durch die Erfassung waren nun die Familienmitglieder sehr einfach zu recherchieren: Allein die Abfrage für "Rosenthal" in Werl erbrachte 60 Treffer.
Aktueller Bearbeitungsstand (25.10.2020):
Inzwischen sind mehr als 122.000 Einträge erfasst und recherchierbar. Die Regierungsbezirk Münster und Arnsberg sind komplett erfasst, der Regierungsbezirk Minden (bzw. Minden und früheres Fürstentum Lippe) zu großen Teilen. Damit besteht die Chance, dass das Projekt innerhalb von vier Jahren zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden kann.
Weblinks
Bericht über die Vertragsunterzeichnung am 7.2.2016: Lippische Landes-Zeitung
Präsentation von Volker Hirsch (Landesarchiv NRW Abteilung OWL): PDF
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